Donnerstag, 31. August 2017

Ist die Postkarte tot?



Bei uns in Nordrhein Westfalen sind die Ferien nun endgültig zu Ende, bei Tabea in Sachsen schon lange. Unsere Sommerpost-Aktion läuft zum Glück noch ein wenig weiter. Somit verlängern wir das Sommergefühl mit schöner Post im Kasten. Die Briefkästen mit schöner Post zu füllen, ist unser großes Ziel und dem kommen wir dreimal im Jahr sehr sehr nah. Aber in diesem Sommer kam ich ganz allgemein ins Grübeln.

Manos Post aus Dänemark und Sveas Post aus dem französischen Baskenland


Zum ersten Mal habe ich aus dem Sommerurlaub keine Postkarten verschickt. Die dänische Post war Schuld, mehr als drei Euro pro Versand, egal ob Brief oder Postkarte. Mano hatte mich im Vorfeld gewarnt und eine Karte von zuhause aus geschickt. Kristina hat es bestätigt und damit begründet, dass in Dänemark viel mehr digital funktioniert und analoge Post als unnötig Arbeit angesehen wird.

Postkartenentwurf im Reisebuch, Dänemark 2017



Da habe ich diesmal einfach gestreikt. Ich, die sonst in jedem Urlaub eine kleine Postkarten-Edition entwirft und an liebe Leute aus Familie und Freundeskreis schickt. Ok, entworfen habe ich die Karte dann auch, aber verschickt habe ich sie digital per Mail und Whatsapp mit einer langen Erklärung warum und wieso und mit vielen frischen Urlaubsfotos. W-Lan im Ferienhaus, das Ipad, das Handy machen es so einfach. Wohl war mir dabei trotzdem nicht. Irgendwie fehlte was, nicht, weil die anderen es von mir erwarten, eher weil ich es so wichtig finde. Gleichzeitig kamen auch frische Urlaubsfotos aus England, Italien, Griechenland auf diversen Online-Kanälen an.
Zurück zuhause fand ich einen Stapel schöne Blaue Sommerpost, die eine oder andere herrliche Karte aus Bloggerland und meine lieben Schwesternfischpostkarten, aber ganz normale Urlaubskarten? Fehlanzeige.


Postkarten aus England, entstanden 2009

Das brachte mich doch wieder zum Nachdenken. Nein, nötig ist sie nicht, die beliebige Karte von einem austauschbaren Strand mit einem Standardspruch, Wetter gut, Essen lecker... Aber oft war es doch mehr. Ein Lebenszeichen von Leuten, die man auch sonst nicht oft sieht, ein witziger Spruch, der zeigt, hier hat jemand unterwegs an mich gedacht. Ein liebevoll ausgesuchtes Motiv, eine exotische Briefmarke, krakelige Handschrift, Unterschriften von ganzen Familien, Spuren der langen Reise... das kann ein schönes Bild auf dem Handy nicht ersetzen. Vor allem nehme ich diese bestimmt nach ein paar Jahren nicht mehr in die Hand, kann ich ja gar nicht.

Mit unseren Postkunst-Aktionen können wir diesen allgemeinen Trends vielleicht ein bischen entgegen wirken. Und wahrscheinlich ist es mit Postkarte wie mit dem Buch und der Schallplatte, totgesagt und sehr lebendig, auf höherem Niveau. Jetzt gehe ich mal schauen, der Briefkasten hat geklappert, vielleicht ist ja doch noch Post gekommen? Und im nächsten Urlaub schreibe ich wieder, ganz bestimmt!

Seid alle ganz liebe gegrüßt von Michaela

Donnerstag, 17. August 2017

Blaue Wiese im Wellengang



Der Sonnendruck-Sommer hat Halbzeit, die blaue Welle schwappt durchs Land. Mindestens vier Stöffchen sollten bei allen Teilnehmerinnen angekommen sein. Bei Tabea und mir kommt ja seltsamerweise immer viel mehr Post an. Vielen Lieben Dank, dass ihr euch auf dieses Experiment eingelassen habt.
Der Sommer zeigt sich in diesen Wochen ja nicht immer von seiner besten Seite, was die Sonnendruck-Experimente erschwert und sicher die eine oder andere Verspätung entschuldigt. Der Faktor Wetter spielt zum ersten Mal so eine entscheidende Rolle und auch das ist eine spannende Erfahrung. Überhaupt strotzen alle Berichte, die ihr in der stetig wachsenden Liste verlinkt habt von spannenden Erfahrungen mit den unterschiedlichen Techniken. Wir denken ja bei jeder Aktion, dass es sich nicht mehr steigern lässt und das nun die allerbeste von allen war, aber es wird jedes Mal nochmal besser, unglaublich.


Besonders schön sind immer die Geschichten hinter den Erfahrungen. Viele davon werden auf den Blogs erzählt, aber nicht alle Teilnehmerinnen sind Blogger. Andie ist ganz aktiv auf Instagram, hat aber keinen Blog. Deshalb hat sie ihrer Gruppe diesen analogen Blogbeitrag beigelegt, den wir hier mit ihrer Erlaubnis veröffentlichen. Ich habe so gelacht, als ich mir die Damen auf der blauen Wiese vorgestellt habe.

Andie macht so unglaublich feine Stempel (sogar unsere Sommerpost-Marke hat sie als Stempel geschnitzt) und mit der gleichen Hingabe hat sie sich der Sommerpost gewidmet. Aber lest einfach selber, was sie schreibt (jetzt nicht mehr ganz un-virtuell)...




Liebe Sommerpost-Gruppe-1-Damen,

nachdem ich ja keine Bloggerin bin, schicke ich Euch zum Sommerstöffchen quasi einen kleinen snailmail-Blogeintag mit. Ganz einmalig und vollständig un-virtuell.

Vom Thema Sonnendruck der diesjährigen Sommerpost war ich von Sekunde eins an begeistert - komplettes Neuland für mich, klang aber sehr spannend. Stoff hat's reichlich im Hause, allerhand wasserlösliche Farben und Stoffdruckfarben sowieso und das Wetter war grad außer sonnig und heiß nur wolkenlos und noch heißer. Perfekte Bedingungen, so schien mir. Ich hab getestet. Und geschwitzt. Raus in den Garten, Tisch in die Wiese, damit die Terrasse nicht blau wird, rein ins Haus, Stoffe zurechtschneiden, Schablonen suchen, selber schneiden...
Stoffe schneiden war kein Problem, die hinterher blaue Wiese eigentlich auch nicht (hat nicht jeder!) und die ersten Versuche mit Sonnendruck und schon vorhandenen Schablonen überaus vielversprechend. Der Sog war da. Die Sucht im Rollen und die Ansteckungsgefahr groß. Die Nachbarinnen waren gegen Abend ganz aus dem Häuschen, bewunderten meine Stoffstückchen, die des hübschen Anblicks wegen auf der Leine quer durch den Garten hingen, hockten sich mit Prosecco auf meine blaue Wiese, tranken selbigen aus blauen Gläsern und blieben. Bis spät in die Nacht.

Dann waren Inkodye-Versuche dran. Und später auch noch Cyanotypie. Alles sehr interessant, alles nicht schlecht, aber mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Mal blau, mal richtig blau, mal weniger blau. Und bei der Cyanotypie auch mal fleckiges Blau. Schwierigkeit eins: Die Dauer der Belichtung. Es macht einen Mörderunterschied, ob es wolkenlos und 12 Uhr mittags ist, oder schon 16.35 Uhr und sich vielleicht ein Wölkchen zwischen Sonne und Stoff schiebt. Schwierigkeit zwei: Das geeignete "Dings" zum Auflegen auf den Stoff. Pflanzendrucke funktionieren fast mit Erfolgsgarantie - mein Favorit ist der Farn vom Nachbarn. Der liegt flach auf - also der Farn, nicht der Nachbar - bedeckt den Stoff vernünftig, hält das Licht ab und gut isses. Je mehr die Pflanze in die dritte Dimension geht, desto unsicherer wird das Ergebnis. Merke: Wassermelone taugt nicht!
Auch mit Folien hab ich gehadert. 25 mal 25 Zentimeter kann ich mit meinem Drucker nicht bedienen, also habe ich aus meinen geschnitzten Stempelchen ein Mandala auf ein großes Stück Folie gestempelt. Aber die Stempelfarbe (schwarze Rangers Archival Ink) ließ zu viel Licht durch, ein enttäuschendes Ergebnis. Ich hatte doch etwas knackig Blaues mit weißem Muster erwartet. Das Ergebnis war eher dunkelblau mit nicht ganz so dunkelblauem Mandala. Da muss man schon sehr genau hinsehen, wenn man da was erkennen will. Kurioserweise wird das Mandala wieder besser sichtbar, wenn der Stoff nass ist. Ich hab das mehrmals getestet mittlerweile, sobald der Stoff trocknet, ist das Muster fast unsichtbar und nass kann man es ganz gut erkennen. Irgendwie mysteriös und eventuell hab ich da eine Knallergeheimschriftmethode entdeckt. Sollte jemand von Euch dieses chemische Geheimnis erklären können, bitte gerne. Lasst es mich wissen. Ich wär sehr gespannt.
Kurzum - mit Inkodye und Cyanotypie brauche ich noch mehr Versuche und experimentelle Erfahrungswerte. Für mich fast interessanter waren meine Sonnendruckereien. Ich habe mich langsam an einen Mehrfach-Sonnendruck herangearbeitet. Viel Wasser, wenig Pigmente - in mehreren Arbeitsgängen. Die Wellen und Blumen sind selbstgeschnittene Schablonen. Und dann Schicht für Schicht. Erster Wellengang, bügeln und fixieren, zweiter Wellengang, bügeln und fixieren... zum Schluss die Blumenschablone.

Jeder Stoff ist ein bissl anders geworden, mal mehr blau, mal mehr türkis -
ich hoffe, Ihr mögt, was ich Euch schicke. Ich hatte jedenfalls eine große Freude beim Gestalten.
Meine Wiese ist noch immer blau. Und noch immer schaut jemand zur blauen Stunde auf der blauen Wiese auf ein Gläschen Prosecco vorbei...

Kippis, die Damen und einen schönen Sommer für Euch!


Andie







Und das hier ist Andies Stoff in der ganzen Pracht:



Allen, die noch an ihren Sonnendrucken arbeiten wünsche ich sonnige August-Tage und wunderschöne blaue Stoffe!
Michaela

Donnerstag, 3. August 2017

Über Schrift und Adressen – Brush Lettering Ausflug

Der schöne Brief ist wieder aktiv. Er klopft an unsere Briefkästen und verbreitet gute Laune. Bei mir schmückt er den Schreibtisch und macht meine Wand BLAU. Dankeschön! Die Sommerpost gesellt sich zum Rest meiner Postkunstgehänge. Ich hoffe, ihr seid guter Dinge und habt ebenso Freude an der Kunstwurfsendung.


»kugel pflaster kugel« von mano, »Sommer Kalligraphie« von Moni, »Druckfische« von Michaela,
»Hand Art« von Katrin, »Octopus« von Swig




»Sommerpost« von Silke, »Druckfisch« von Andiva, »Briefumschlag« von Annette

»Sommerpost« von Martina, »Druckkarte« von Silke, »Tubengeheimnis« von mano

»Enjoy« von Eva, »Mandala« von Martina, »Fischpost« von Marja, »Hündchen« von Selma, »Mail-Art« von Moni

Es landen nicht nur eure Postkünste an meinen Wänden, sondern mitunter auch Briefumschläge und Beikarten. Da ich mich über die positive Entwicklung eurer Handschriften zur Gestaltung der Adressen auf den Briefumschlägen sehr freue, hab ich heute was für euch. Ein paar Gedanken und ABC-Inspirationen zum Tintenschweifen, Tuschetreiben, Schwungwörteln und Buchstabenziehen.


Eure Briefumschläge sind bestempelt, bedruckt und mit Schönschrift versehen. Briefmarkencharme, feine Papiere und Farben ... ein Gesamtkunstwerk.




Das spricht mich sehr an ;o)
Postkarte von Angelika


Handschrift, Schreiben, Schönschrift. »Schönschrift« klingt für manche nach Schule. Nach verklecksten Heftseiten, eingefärbten Fingern und Pein. Früher hätte man nun auch die »Kalligraphie« erwähnt, denn wer es besonders gut meinte mit der Handschrift, griff zu Feder und Tintenfass. Mach ich sehr gern – geht natürlich auch heute noch prima. Hat einen klassischen Charme und wirkt auf manche etwas eingestaubt. Klassisch lasse ich gelten.

Handschriftentechnisch war in Sache Neuerung lange Pause – Kalligraphie begegnet man im Alltag eher selten und in den Schulen möchte man die verbundene Schreibschrift am liebsten gleich abschaffen. Oder schön wärs: soll ich mutig sagen »mochte«. Denn da kommt die Rettung vorbei »Brush Lettering« ist in aller Munde, schön und modern gestaltete Handschrift per Pinsel.

Da wünsche ich mir von Herzen, dass sich die in Mode geratenen Buchstaben halten. Nicht lange, sondern für immer. Vom Wühltisch würde ich sie dann zwar retten und in all meine Schubladen und Regale verstauen – aber viel lieber sehe ich sie in den Herzen der Menschen und auf ihren Briefen und Drucksachen. Bitte auch in den Schulheften.

Noch vor einiger Zeit suchte ich Pinsel- und Plakatschriften-Alphabete verzweifelt in verstaubten alten Typobüchern. Ich hätte mir die ABCs gern »beigebracht« – per Pinsel. Und jetzt sieht man sie auf nahezu jeder Drucksache, auf jeder Homepage und sogar mein Rechner ist voll von ihnen. Wir leben in einer gesättigten Brush-Lettering-Lösung. Also zack! Alphabete wieder raus aus dem Rechner:

Schöne Brush-Filzer gibt es mittlerweile von vielen Anbietern. Ich bevorzuge die wasserfesten Sorten. Für die Beschriftung von Briefen und Marmeladengläsern vorteilhaft. Außerdem benutze ich sie eher sparsam, wenn eben keine Zeit ist, um den Farbkasten vorzukramen. Natürlich auch praktisch für unterwegs. Aquarell-Filzstifte erschließen sich mir nicht. Ich investiere lieber in Horadam. Die Filzer sind nämlich ganz schön preisintensiv und dafür auch schnell verbraucht. Dies sind freilich persönliche Erfahrungen.

Am liebsten schreibe ich mit wasserfesten Flüssigkeiten in meinen Lieblingsfarben. Die bedeutendsten Pinsel in meiner Sammlung sind die borstigen – für Spezialeffekte. Bei den Farben lohnt es sich, auf die kleinen Symbole zu achten, die auf der Farbkarte vermerkt sind. So könnt ihr bewusst wählen, ob die Farbe eher deckend oder lasierend sein soll. Ist euch Lichtechtheit wichtig? Die Ecoline Farben liebe ich, jedoch sind diese leider nicht besonders lichtbeständig. Für Kunstwerke hinter Glas also eher nicht das richtige. Für den Alltag im Skizzenbuch und im Brief jedoch absolut in Ordnung.

Tusche ist natürlich meine Basis. Olle Pinsel und eine schlichte Feder reichen mir als Werkzeug. Meine Federn kaufte ich vor 30 Jahren auf einem Flohmarkt und sie werden für den Rest meines Lebens halten. Ein Glücksgriff. – Alte Pinsel hinterlassen schöne Spuren am Staben. Ist nun nicht jederfraus Arbeitsweise, ich mag es aus dem Bauch heraus und eher ohne Pingelei. Mit der bin ich durch. Wenngleich es für den Anfang von Vorteil ist, es sorgfältig angehen zu lassen. Hab ich auch. Damals. Ihr findet euren eigenen Weg.

Einkaufen muss man zum Schönschreiben nicht unbedingt. Im Grunde eignet sich auch jede Art von Wasserfarbe, sowohl für Pinsel als auch für die Feder. – Oben links seht ihr mein Schnäppchen, eine »SOENNECKEN SÜTTERLIN-FEDER Kiste. Für mich die perfekte Feder. – Wassertankpinsel sind voll IN. Ehrlich gesagt konnte ich noch keine Technik dafür entwickeln. Kommt vielleicht noch. Wobei es ja praktisch anmutet, ein chronisch gewässerter Pinsel. Vielleicht was für unterwegs?


Meine erste Brush-Lettering-ABC-Vorlage seht ihr auf dem ersten Foto: Classy & Chic. Sie lag immer ansehnlich auf meinem Schreibtisch. Für erste Übungen sind die Filzstifte gut geeignet, da sie leichter zu bändigen sind als Pinsel. Hier arbeiten wir mit Druck. Wer gut im Zeichnen ist, ist im Vorteil. Denn auf den Duktus kommt es an, zarte Linien und satte Linien im Wechsel. Die Verbindungen zwischen dick und dünn können herausfordern.

Wer sich längere Texte noch nicht zutraut, kann auch mit schönen Initialen beginnen. Anfangs ist es sinnvoll, den Charakter der Schrift genau treffen zu wollen. Versucht, die Besonderheiten einer Schrift herauszufinden und ahmt sie nach. Denn dadurch entsteht dann das typische Schriftbild. Ähnlich wie beim Mustern, kommt es hier darauf an, die Merkmale des einen Buchstaben zu wiederholen.

Hier (PDF, 611 KW) habe ich euch (auf einer Seite) eine kleine Sammlung an Brush Lettering ABCs zusammengestellt. Wer mag, kann sie sich herunterladen, ausdrucken und loslegen. Natürlich könnt ihr unter dem Begriff »Brush Lettering ABC« auch selber im Internet auf die Suche gehen. Die meisten der Pinselschriften für den Computer sind nicht besonders ausgefeilt und verfügen nur über einen Schriftschnitt. Vielen fehlen Sonderzeichen, Zahlen oder Umlaute. Von der schönen Handschrift kann uns das nicht abhalten, wir denken uns das eine oder andere einfach dazu. Gell!

Viel Freude wünscht euch . Tabea

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